DEFINITIONES
Die Zeit des 4. / 5. Jahrhunderts war eine Zeit des Umbruchs. Im Jahre 388 drangen „fränkische“ Gefolgschaftsverbände unter den Heerführern Marcomer, Sunno und Gennobaudes tief ins römische Gebiet ein und wurden vom römischen Heermeister Nannius geschlagen. 406 überquerten die Wandalen, Burgunder, Sueben und Alanen den Rhein.
Während die Burgunder an der Nordwestseite der Alpen ihr Reich gründeten, zogen die Sueben bis nach Nordwestspanien und die Wandalen nach Nordafrika. Sie schlossen mit dem (oströmischen) Kaiser Foederatenverträge und wurden so zu römischen Vasallen und Teil des Römischen Reiches. Die Rheingrenze konnte von den Römern wieder gesichert werden. Die Germania Prima stand bis zum Ende des 5. Jahrhundert unter römischer Besatzung.
Leider ist sich die Forschung nicht einig, was die Stellung der militärischen Posten, die Besatzung der Garnisonen und den Bestand der militärischen Einheiten betrifft. Eine Hauptquelle ist die zwischen 425 und 433 entstandene Notitia Dignitatum, eine Liste der römischen Einheiten, die eine Momentaufnahme verschiedener Jahresdaten in jeweils verschiedenen Gegenden darstellt und viele Fragen offen hält. Im Groben habe ich mich an wikipedia gehalten. Darüber hinaus machte ich mir meine eigenen Gedanken (c) [vom 21.Juni2016, A.G.], die ich hier erläutern möchte.
In alphabetischer Reihenfolge erkläre ich die wesentlichen Begriffe:
Albinus Marsus Inflammatus , romanisierter germanischer Name. Albin erhielt ihn von den milites seines contuberniums bei dem Fahneneid, als er das römische Bürgerrecht verliehen bekam. Albin ist "der beschützende Freund", Marsus bezeichnet seine Herkunft von dem germanischen Stamm der Marser, Inflammatus, weil er als ferrarius "schon einmal in Flammen stand".
Argentoratum (keltisch „Weiße Burg“) = Straßburg, war eine keltische Gründung. Die Römer errichteten 12 v.Chr. ein Legionskastell (Belegung ab 70 n.Chr. durch die Legio VIII Augusta) neben einer gallischen Siedlung. Belegung durch römische Truppen bis ins 5. Jh., danach alemannische Eroberung bzw. Aufsiedelung.
Aquae , (sprich: akua-e) keltische Gründung = Baden Baden, ist seit der Stein- und Bronzezeit besiedelt, belegt durch Grabfunde. Hat seinen Namen von den Thermalquellen. Keltischer Ringwall. Die Römer gründeten 80 n.Chr. den Verwaltungssitz der Civitas Aquensis. 260 Eroberung durch die Alemannen.
Belenus Drausus Aquila , gallorömischer Name. Belenus ist der keltische Gott des Lichtes und der Heilung, als Beiname sollte er wohl dem kränklichen Buben Beistand geben. Drausus ist ein keltischer Name und bedeutet "heroisch". Den Namen Aquila bekam er von seinen milites verliehen: Nach verlorener Schlacht war er verschollen, tauchte aber des nachts in seinem Lager wieder auf. In den Armen trug er den verlorenen Legionsadler. So hatte er durch eine heldenhafte Tat das Ansehen seiner Legion gerettet und stieg im Ansehen auch unter den Offizieren. Seine Geschichte wurde von den Soldaten gerne am Lagerfeuer weiter erzählt.
caupo = römischer Wirt einer Speisegaststätte (caupona).
cistarius , als faber (Handwerker) bezeichnete es den Möbeltischler.
Comes = lat. „(kaiserlicher) Begleiter“, später „Graf“, war höchster Offiziers- und Administrationstitel des spätrömischen Reiches. Er war in der Regel der Befehlshaber der comitatenses, des Bewegungsheeres zur unmittelbaren Verfügung des Kaisers im Gegensatz zu den limitanei, den Grenztruppen, die von einem dux geführt wurden. Die comites waren den duces übergeordnet. Sie unterstanden dem magister militum, dem Heermeister, der Oberbefehlshaber sowohl des beweglichen Feldheeres, wie auch der Grenztruppen und der Flotte war und als Statthalter des Kaisers in den Präfekturen fungierte.
Hier: Comes tractus Argentoratensis „Graf des Straßburger Abschnittes“, der dem magister equitum per Gallias unterstand. In wikipedia wird die Meinung vertreten, dass jener Comes und der Dux Mogontiacensis sich die Macht in der Germania Prima räumlich teilten. Das will ich nicht gelten lassen. Meiner Erkenntnis nach deutet der Name auf den Standort der Funktion, aber der Einsatzbereich scheint sich nicht auf einzelne Provinzen zu beschränken: In der gallischen Präfektur gab es fünf comites: In Britannien stand ein Comes Britanniarum für Britannia I und II, ein Comes litoris Saxonici per Britanniam für die beiden „germanischen“ Provinzen Maxima und Flavia Caesariensis. In der spanischen Diozöse stand der Comes Hispenias und an ihrem nordafrikanischen Brückenkopf der Comes Tingitaniae Ich denke: Der comes in Argentoratum war offiziell für ganz Gallien und den Sieben Provinzen zuständig. Dieser große Bereich war nur machbar, weil der Heermeister auch militärische Aufgaben wahrnahm und der Comes sich im Allgemeinen auf die Grenz- und Hinterlandprovinzen der Germaniae, Belgicae und der Sequanicae konzentrieren konnte.
Der Verwaltungsstab (officium) eines comes laut wikipedia:
Principem ex officiis magistrorum militum praesentalium parte peditum (Kanzleileiter der Armee, aus dem Stab des Heermeisters)
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Numerarios ex utrisque officiis omni anno (zwei Zahlmeister aus dem Stab des Heermeisters, ernannt für ein Jahr)
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Adiutorem (Assistent)
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Cornicularium (Sekretär)
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Subadiuuam (Hilfskraft)
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Regrendarium (Verwalter)
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Exceptores (Juristen)
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Singulares et reliquos officiales (Leibwächter, zugleich Spezialkomando und sonstige Beamte)
custos armorum (c) [Gesamte Definition erstellt am 21.Juni2016, A.G.] = Waffenwart / Nachschubunteroffizier der römischen Armee. Als sesquiplicarius (1 ½ facher Sold) war er für die Beschaffung, Herstellung, Bezahlung, Verwahrung und Verteilung, Wartung und Reparatur, sowie für innovative Entwicklungen und Verbesserungen der Waffen, zuständig. Auch überwachte er wohl den richtigen Umgang mit ihnen durch die Soldaten. Er wurde bevorzugt aus den technischen Berufen der Metallbearbeitung / Handwerker rekrutiert. Dazu verwaltete er eine „Waffenkasse“, die armis, die er mit dem tribunus militum laticlavius, seinem Stab bzw. dem cornicularius abrechnete.
Als Brevet-Dienstgrad war der custos armorum von seiner Bezahlung, Ansehen und seiner Funktion her ein hoher Unteroffizier (principalis) ohne allgemeine Befehlsbefugnis, von seinem militärischen Rang her war er höherer Gefreiter (immunis).
Deswegen wird er von den Forschern einmal zu den principales, andern mal zu den immunes gezählt. Domaszewski selber zählt ihn einmal zur höheren Charge der immunes, ein anderes mal zählt er ihn zu den principales [siehe S.47, S.53 ff]. In den Reitereinheiten wurde er oft gemeinsam mit dem signifer (Fähnrich) und dem curator (Stallmeister) genannt und kämpfte in der Reiterformation in der ersten Reihe. „Septimus Severus hat das Recht, den Goldring zu tragen, auf alle Principales erstreckt“ [Domaszewski, S. 42 f; Anm. „1) [...] Ring des custos armorum[...]“]. Der custos armorum konnte also in der Spätantike bis in den Ritterstand aufsteigen.
Quellen:
Domaszewski, Alfred (1908): Die Rangordnung des Römischen Heeres, Bonn.
Junkelmann, Marcus (2008): Die Reiter Roms, Band I-III, Mainz.
Stoll, Oliver (1995): Die Fahnenwache in der römischen Armee, Bonn.
Wikipedia: Custos Armorum [der Autor des Artikels verwechselt offenbar die Aufgaben des Custos Armorum mit dem des Schmiedes und baut seine Theorie auf sehr schmaler Grundlage auf, kein Weblink funktioniert].
Zehetner, Stefan (2009): Der Signifer – Stellung und Aufgaben in der Kaiserzeitlichen Armee, Wien.
Dux = lat. „Anführer“, entstand im Römischen Reich und war der Amtstitel für die Befehlshaber der Grenztruppen, der limitanei. Hier der Dux Mogontiacensis (Graf von Mainz), den ich als identisch mit dem Dux Germaniae primae ansehe. Der Name bezieht sich meiner Meinung nach auf seinen Standort, der Hauptstadt der Germania prima. Ihm unterstanden die Grenztruppen, sowie die Flotte. „Am kaiserlichen Hof zählte ein dux limites zur höchsten Rangklasse der viri spectabiles“ [wikipedia]. Der dux unterstand genau wie der comes dem Heermeister, war aber an einer Provinz gebunden. Ich denke, der Kommandobereich umfasste selbstverständlich die ganze Germania Prima.
equites singulares = berittene Leibgarde des Kommandeurs, hier der mobilen Einsatzkräfte der Diozöse Galliens und der Sieben Provinzen, des Comes tractus Argentoratensis (siehe oben). Als ausgesuchte Reiter, meist für die Dauer von 3-5 Jahren berufen, waren sie für die Sicherheit des comes zuständig, sowie sein persönliches Sondereinsatzkommando. Mit dem Eintritt erfolgte in der Regel die Verleihung des römischen Bürgerrechtes, aber auch die Beförderung in den Ritterstand war möglich. Während die equites singulares Augusti nach der Schlacht an der Milvischen Brücke durch Kaiser Konstantin im Jahre 312 aufgelöst wurden, bestanden die equites singulares meiner Meinung nach als Leibgarde der Statthalter und der Legionslegaten weiter [siehe auch Speidel, Michael P. (1978): Guards of the roman armies - An essay on the singulares of the provinces].
ferrarius = Handwerker, Eisenschmied; in der röm. Legion in der Regel immunes.
Honorius, Flavius (*384 +423), römischer Kaiser im Westen (395-423). Wurde mit 10 Jahren Kaiser, große Macht des Heermeisters Stilicho (395-408), der als Vormund für den jungen Kaiser diente. Als Stilicho getötet wurde, versagte Honorius und machte den Retter Roms, Constantius, 411 zum magister utriusque militiae (Heerführer), der wie Stilicho, die Macht in den Händen hielt.
immunis = militärischer höherer Gefreiterrang, meist für Spezialisten, die für ihre Tätigkeit von den schweren Diensten befreit waren.
Legio VIII Augusta (sprich: legio oktawa augusta) = römische Legion, seit 70 oder 90 in Argentoratum (Straßburg), gehörte in der Spätantike erst zur Grenzarmee, dann zur comitatensis, dem mobilen Einsatzheer im Hinterland, dem Gegenpart zu den limitanei, den Grenztruppen. Legionsemblem war der Stier. Nach allgemeiner Vermutung der Forscher wurde die Legion 401 von Stilicho nach Italien abgezogen. Die Notitia Dignitatum vermerkt zum Jahre 420 die legio palatina Octavani in Italien, die dem italischen magister peditum unterstand, sie wurde demnach befördert (siehe auch unten "vexillatio comitatensia"). Ich glaube nicht, dass Stilicho (*362-408) die Rheingrenze entblößte, war doch ihre Sicherung eine seiner wichtigsten Anliegen. Er wird meiner Meinung nach um 400 vielmehr nur einzelne Abteilungen der Legio VIII nach Italien abgezogen haben. Bis zum Jahre 420 vollzog sich dann wahrscheinlich der komplette Umzug nach Italien. Auch scheint eine Umorganisierung in Einheiten der "Octavani" stattgefunden zu haben. Der legatus legionis der Legio VIII Augusta war meiner Meinung nach identisch mit dem Comes tractus Argentoratensis.
Legio XXII Primigenia Pia Fidelis (sprich: legio wikesimus alta primigenia) = römische Legion in Mogontiacum (Mainz), in der Spätantike wurden verschiedene vexillationes (Abteilungen) der zu den limitanei (Grenztruppen) gehörenden Einheiten auch in Borbetomagus (Worms) und Noviomagus (Speyer) stationiert, sowie auch in den Kleinkastellen und burgi im Umfeld (z.B. alta ripa - Altrip oder Lopodunum - Ladenburg). Angeblich sei sie in der Schlacht bei Mursa 351 aufgerieben, doch Teile von ihr (milites Bedenses in Bingen und die milites Armigeri in Mainz) waren bis im 5. Jh. in Bingium und Mogontiacum präsent. Legionssymbole: Capricorn (halb Steinbock, halb Fisch) und der Halbgott Hercules. Weihung durch die Göttin Fortuna Primigenia. Ihr legatus legionis, denke ich, war wahrscheinlich identisch mit dem Dux Mogontiacensis bzw. dem Dux Germaniae primae.
librarius legionis = Beamter (im Offiziersrang) mit Sonderverwaltungspositionen, konnte vom Legaten der Legion auch aus der Mannschaft nach Fähigkeiten bestimmt werden. Sie waren gebildet, konnten lesen, schreiben und rechnen. Er betreute die Registrierung aller Einnahmen und Ausgaben, z.B. der Beschaffung, der Soldatenersparnisse, konnte aber auch die Todesfälle während des Militärdienstes registrieren.
limitanei = Grenzheer, dessen Truppen Garnisonsdienste und niederen Polizeidienst verrichteten.
Magnentius, Flavius Magnus (*303 +353), war römischer Gegenkaiser des Westens (Usurpator) von 350-353. Germane, unter Konstantin dem Großen gelang ihm der Aufstieg zum comes rei militaris (oberster militärischer Befehlshaber einer Provinz).
Magnus Maximus, Flavius (*335 +388), Usurpator und römischer Kaiser des Westens (384-388). Er war ein sehr populärer Kaiser. Ab 386 kam es zu Verwerfungen mit seinen Mitregenten. 387 zog er über die Alpen erfolgreich nach Mailand, auf dem Weg nach Konstantinopel wurde er in mehreren Schlachten (Siscia und Poetovio) geschlagen und Hingerichtet.
Marcus Octavian Tritius , fiktiver decurio der 3. Reiterschwadron des Mobilen Einsatzheeres (turma Tritius) der Legio VIII Augusta (siehe "vexillatio comitatensia"), Turma = 32 Reiter, bestehend aus 4 contubernii = Zelt- und Stubengeimeinschaften zu 8 Reitern), geführt von einem decurio (Rittmeister / Hauptmann). Eine ala quingenaria bestand aus 16 turmae zu ca. 500 Reitern (eine ala milliaria bestand aus 24 turmae zu ca. 1000 Reitern).
Marser , germanischer Stamm im Hochsauerland bis Paderborner Hochland. Sahen sich als altehrwürdig, weil direkt von Mannus abstammend. Sie spielten eine große Rolle im Aufstand des Arminius, wurde ihnen doch zwei der drei eroberten Legionsadler übergeben. Die Römer rächten sich dafür und Germanicus ließ ihr Hochheiligtum, „die Tempel“ (Bruchhäuser Steine [in der Auseinandersetzung um das sogenannte Tamfana-Heiligtum folge ich F.H. Rainer Friebe]) schänden. Das neue Hochheiligtum der Marser wurden meiner Meinung nach „die heiligen Quellen“ (Paderquellgebiet am und im Dom zu Paderborn, Erzbistum in christlicher Zeit).
Merobaudes, Flavius (+383), wurde von Valentinian I. 375 zum Heermeister ernannt. Er lief 383 zum Usurpator Magnus Maximus über. Er wurde in den Selbstmord getrieben und wurde in Trier begraben. Sein Nachfolger war Nannius, der die Rheingrenze 387/388 erfolgreich gegen die Franken verteidigte.
praepositus fabrica = (sprich: pra_e-positus fabrika), ist der Leiter einer Produktionsstätte, die für die römische Armee Gebrauchsgegenstände herstellt. Die Qualität der Waren wird durch einen Praefectus (sprich: pra_e-fektus = Aufseher) in größeren Abständen überprüft.
principalis = (die in der ersten und zweiten Reihe kämpfend) militärischer niederer Offiziers- und Unteroffiziersrang, 1 ½ facher und doppelter Sold.
Rauriker , keltischer Stamm am Oberrhein im deutsch-schweizer Grenzgebiet (Augusta Raurika = Kaiseraugst und Basilia = Basel als Hauptorte neben Argentovaria).
Treverer , keltisch-belgischer Stamm in der römischen Provinz Belgica an der Mosel, seine Unterstämme reichten bis nach Mainz (Rheinhessen = Aresaken).
Taranis , keltischer Gott des Himmels, des Wetters und des Donners. Er ist identisch mit dem römischen Gott Jupiter und den germanischen Gott Donar. Mit Teutates und Esus stand er an der Spitze der keltischen Götterwelt. Namensgeber des Mons Jovis (Berg des Jupiter, oder dunum = kelt. Berg), germanisch Donnersberg.
triclinia , römische Essliege. Sie durfte nur von hochgestellten römischen Bürgern benutzt werden. Frauen, Kinder und das Volk hatten sitzend zu essen.
Valentinian, Flavius (*321 +375), römischer Kaiser im Westen (364-375). Weitgehende Sicherung der Rhein- und Donaugrenze.
veteranus = altgedienter Soldat im Ruhestand, in der Regel wurde er mit der Verleihung des römischen Bürgerrechtes verabschiedet. Die Auslösung bestand meist aus einem Gut in der Provinz, in der er gedient hat, eine hohe Abfindung und der Übergabe der Soldersparnisse. Damit wurden die Provinz und ihre Bewohner auch personell ans römische Reich gebunden („Romanisierung“), sowie die Logistik (Nachschub für Lebensmittel und andere Waren) für die Streitkräfte gewährleistet. Streng genommen begann der Status fünf Jahre vor der Entlassung.
vexillatio = zeitlich begrenzte Abteilung, die für bestimmte Dienste abkommandiert wurde.
vexillatio comitatensia = Reiterregiment des mobilen Einsatzheeres (vergleichbar mit einer ala quingenaria, einer 500köpfigen Hilfstruppe). Ihre Aufgabe bestand darin, die feindlichen Kräfte, die ins Reich eindrangen und nicht von den limitanei, den Grenztruppen, aufgehalten werden konnten, aufzureiben und die Beute abzunehmen, bzw. wieder über die Grenze zu treiben, geführt von einem tribunus. In Argentoratum stand eine Reitereinheit. Die Notitia Dignitatum vermerkt zum Jahre 420 die legio palatina Octavani in Italien (sie wurde zu einer Garde aufgewertet), die dem italischen magister peditum (Heerführer der Fußtruppen in der Präfektur Italien) unterstand. Davor muss sie unter dem gallischen Statthalter gestanden haben, der aber magister equitum (Heerführer über die Kavallerie in der Präfektur Gallien) war. Ihren Organisationszustand in Straßburg vor 420 kann nur spekulativ gefolgert werden. Da die Octavani (siehe Legio VIII Augusta) Ende des 4. Jahrhunderts zum Bewegungsheer gehörte, möchte ich sie, analog anderer Legionen, aufteilen in die "Octavani" (legiones comitatensia) und den "equites Octavani". Diese "equites Octavani" ist die oben genannte vexillatio comitatensia.